Es klingt wie die Idee zu einem billigen Pornofilm: Jemand hat Sex, während er schläft, und merkt es nicht. Er "sexwandelt". Doch hinter dem exotischen Namen Sexsomnia verbirgt sich ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Für die Betroffenen ist es gar nicht lustig.
Masturbieren, Oralverkehr oder Geschlechtsverkehr - stell Dir vor, Du hast Sex und weißt nichts davon. Gruselig, oder? Bei solchen Horrornachrichten sind normalerweise K.O.-Tropfen oder Ähnliches im Spiel. Menschen, die unter Sexsomnia leiden, setzen sich durch ihre Tiefschlafphase quasi selbst k.o. Wie beim Schlafwandeln sind sie scheinbar wach, nur haben sie dabei auch noch Sex. Mit sich selbst oder dem Partner, der neben ihnen schläft.
Am nächsten Morgen erinnern sie sich an nichts mehr. Masturbieren ist in diesem Fall harmlos. Sex mit dem Bettnachbarn kann gefährlich werden. Es wurden schon Männer wegen Vergewaltigung angezeigt. Sie hatten sich einer Frau, die im gleichen Appartement schlief, genähert und wollten Sex mit ihr - ohne es selbst zu wissen.
Ein bisher ungeklärtes Phänomen ist, dass sich manche Menschen während ihres "Sexwandelns" ganz anders verhalten als im wachen Zustand. Die Frau, die sonst nur Blümchensex will, redet plötzlich Dirty Talk mit ihrem Partner. Sie verhält sich wie eine Domina, wendet sogar Gewalt an. Alles Dinge, die sie sonst nie tun würde. Auch das verunsichert die Betroffenen. Zu was sind sie fähig? Zwar klingt es interessant, eine andere Seite der Persönlichkeit ausleben zu können. Aber was nützt Dir das, wenn Du Dich hinterher nicht mehr daran erinnern kannst?
Viele unter Sexsomnia Leidende fürchten sich davor, in der Öffentlichkeit einzuschlafen. Auch das Übernachten bei Freunden oder Verwandten macht ihnen Angst. Beides könnte leicht sehr peinlich enden. Menschen im Umfeld der Betroffenen haben oft keine Ahnung von der Krankheit. Oder sie antworten mit Unverständnis und Sätzen wie: "Ach was Alter, du bist einfach geil wie Sau." Wegen solcher Reaktionen bewahren viele Erkrankte Stillschweigen und versuchen, allein mit ihrem Leiden fertig zu werden.
Männer sind etwa dreimal so häufig von Sexsomnia betroffen wie Frauen. Das mag mit daran liegen, dass die Erkrankung bei Frauen weniger auffällt: Oft masturbieren sie nur im Schlaf. Männer können durchaus über andere Anwesende herfallen. Der Anteil der Erkrankten an der Gesamtbevölkerung ist glücklicherweise sehr gering. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die Störung in Deutschland bisher offiziell nicht als Krankheit anerkannt ist. Trotzdem haben sich Mediziner mit Sexsomina befasst. Was kannst Du also tun, wenn Du glaubst, daran erkrankt zu sein? Sinnvoll ist auf jeden Fall das Aufsuchen eines Arztes, der sich auf Schlafstörungen spezialisiert hat.
Oft tritt das "Sexwandeln" nämlich in Begleitung weiterer Schlafstörungen auf, wie Narkolepsie, Restless-Legs-Syndrom oder Schlafapnoe. Auch die Einnahme von Alkohol oder Drogen kann die Phasen, in denen das "Sexwandeln" auftritt, begünstigen. Ein am Bett installierter Bewegungsmelder weckt den Betroffenen, wenn er aufsteht. Muskellähmende Medikamente können das Aufstehen verhindern. Und damit ebenso die Gefahr für die Mitmenschen.
Fazit: Sexsomnia ist alles andere als sexy. Die Störung sollte auch in Deutschland als Krankheit anerkannt werden.
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